Niemand sollte Stress auf die leichte Schulter nehmen und durch ein individuelles Programm diesen körperlichen und seelischen Belastungsfaktor dauerhaft bekämpfen.
Stress ist heute – neben Rücken-, Schulter- und Gelenkschmerzen und Herz-Kreislauferkrankungen – DAS Gesundheitsrisiko überhaupt. Laut aktuellen Erhebungen erkrankt innerhalb eines Jahres in Deutschland jeder dritte Erwachsene an einer psychischen Krankheit. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Krankschreibungen durch psychische Erkrankungen seit 1993 mehr als verdoppelt; er betrug im Jahr 2009 11,3 Prozent. Und: Mittlerweile wird mehr als jede dritte Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit durch eine psychische Störung verursacht. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2015 rund 322 Millionen Menschen betroffen, 4,4 Prozent der Weltbevölkerung. Das waren gut 18 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Für Deutschland schätzt die WHO die Zahl der Menschen mit Depressionen auf 4,1 Millionen, 5,2 Prozent der Bevölkerung. 4,6 Millionen Menschen lebten mit Angststörungen. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe spricht daher längst von einer Volkskrankheit.
Aber auch das Risiko einer schwerwiegenden Herz-Kreislauferkrankung steigt durch Stress erheblich an. Herzinfarkt, eine Herzschwäche oder auch eine Herzrhythmusstörung können das Resultat von Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und verstärkte Ablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) durch Stress sein. Während Infarkt & Co. früher als typische Managerkrankheiten galten, sind stressbedingte Herz-Kreislauferkrankungen heute in weiten Bevölkerungsschichten anzutreffen – und im Extremfall kann Stress sogar unmittelbar tödlich sein. „Ist die Belastung zu groß, „überschlägt“ sich das Herz irgendwann, der Sauerstoff reicht nicht mehr und es kommt zum gefürchteten Herzinfarkt, einem stressbedingten Herzmuskelkollaps“, wie es bei der Deutschen Krankenversicherung DKV heißt. Mit am häufigsten ist eine stressbedingte Herzmuskelschwäche, die Stress-Kardiomyopathie, die oft nur im Krankenhaus von einem echten Infarkt unterschieden werden kann.
Was heißt das nun konkret? Wer ständig unter Strom steht, ist auch in jüngeren Jahren von einem Herzinfarkt oder Schlaganfall bedroht. Daher sind die Menschen gefragt, Druck abzubauen und dafür zu sorgen, dass der Stress nicht zum Dauerzustand werden zu lassen. Es muss darum gehen – auch in einer beruflich sehr komplexen Situation –, den Stress immer unter Kontrolle zu haben. Ja, positiver Stress kann auch förderlich sein, um eine bestimmtes Ziel zu erreichen – aber negativer Stress wird schnell zu einer psychischen und physischen Belastung mit möglicherweise erheblichen Konsequenzen.
Sind die körperlichen Schäden bereits sehr weit fortgeschritten, ist es nur mit sehr großem Aufwand möglich, diese rückgängig zu machen – wenn das überhaupt möglich ist. Dementsprechend sollte frühzeitig präventive Maßnahmen ergriffen werden, damit der Stress den Körper nicht schädigen kann. Dafür stehen vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Bestimmte pflanzliche Stoffe sorgen für seelische Ausgeglichenheit, Obst, Gemüse und genügend Wasser wirken sich positiv auf den Körper aus und reduzieren die Folgen des stressigen Alltags, und Sport, autogenes Training und Co. helfen ebenso dabei, Körper und Geist im Einklang zu halten.
Betroffenen sollten dies keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen und frühzeitig einen Fachmann konsultieren. Dieser kann ein spezielles, auf den Alltag abgestimmtes Anti-Stressprogramm entwickeln und auf diese Weise viele Hilfestellungen dafür bieten, Stress ins Positive zu drehen.
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Dr. Avner Horowitz vom Ärzte- und Gesundheitsnetzwerk Medplus Nordrhein in Düsseldorf betreut Patienten umfassend in allen Fragen der Inneren Medizin und Kardiologie. Der Facharzt für Kardiologie und Innere Medizin bietet das gesamte Spektrum an kardiologischen Untersuchungen sowie ausgewählte Schwerpunkte der Inneren Medizin an, die mit dem kardiologischen Fokus zusammenhängen. Eines seiner Hauptthemen sind Präventionsmaßnahmen. Weitere Informationen unter: www.kardiologe-in-duesseldorf.de und www.medplus-nordrhein.de.